Mein Handy und ich- wir sind nicht unbedingt die engsten Freunde, und so kann es auch mal sein, dass wir uns Stunden bis hin zu Tagen nicht sehen oder wahrnehmen.
So war es auch am 2.März dieses Jahrs. Es war ein ganz normaler Dienstag. Unser Jüngster hatte Studientag und nachdem ich meinen Notfalltermin beim Zahnarzt erfolgreich hinter mich gebracht hatte, freute ich mich auf einen Nachmittag in meinem Garten. Die ersten Gartenarbeiten standen an, einige Stauden mussten zurückgeschnitten und verpflanzt werden. Nach getaner Arbeit war ich gerade dabei den Abendbrottisch zu decken, als ich durch Zufall auf mein Handy schaute. Mehrere WhatsApp Nachrichten waren eingegangen und die meisten zeigten den gleichen Text. Es war ein Aufruf zum gemeinschaftlichen, europaweiten Glockenläuten für die Ukraine und zur gemeinsamen Aktion „Licht aus“ um 20 Uhr.
Es war genau 19:47 Uhr, das Abendessen war zum Aufwärmen in der Mikrowelle, doch mir war sofort klar- da müssen wir von St. Heribert mitmachen. Ich habe mich bereits an Sammelaktionen für die Ukraine beteiligt und Geld gespendet, aber ansonsten fühlte ich mich in Bezug auf den Krieg hilflos und ohnmächtig. Nun konnten wir ein Zeichen setzen und unsere Solidarität ausdrücken. Unsere Vorsitzende hatte das Glockenläuten bereits in die Wege geleitet, doch auch ich wollte vor Ort dabei sein. So packte ich meine Männer und wir fuhren zur Kleinkirche. Schon bei Ankunft verbreiteten die Dunkelheit und die Stille eine friedliche, besinnliche Atmosphäre. Wir kamen pünktlich kurz vor 20Uhr an und ich war voller Erwartungen auf ein bewegendes Erlebnis.
Dann war es soweit. Pünktlich um 20 Uhr hörte man in der Ferne die ersten Glocken läuten und auch unsere zwei Glocken stimmten mit ein.
Ich schaute mich um und hatte das Gefühl, dass sich das ganze Umland an der Aktion „Licht aus“ beteiligte. Die Dunkelheit war wunderschön, zumal sie durch einen großartigen, klaren Sternenhimmel ergänzt wurde. Ich hatte ein Gefühl der absoluten Solidarität mit der Ukraine, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit unter einem gemeinsamen Sternenzelt, ein Gefühl von enormer Sehnsucht nach Frieden.
Nach zehn Minuten war diese für mich bewegende Aktion vorbei und wir fuhren mit einem guten Gefühl nach Hause.
Ob es sich um einen offiziellen Aufruf zum Glockenläuten und „Licht aus“ handelte, oder ob es Fake News waren, ist mir bis heute nicht klar geworden. In den Tagen nach der Aktion habe ich verschiedene Kommentare und Statements gelesen, wobei einige eine offizielle Aktion abstritten.
Und, würde es für mich einen Unterschied machen, falls wir auf einen „WhatsApp Fake News Aufruf“ hin gehandelt hätten?
Diese Frage kann ich für mich definitiv verneinen!
Ich habe diesen Moment in der Dunkelheit extrem genossen. Ich hatte das Gefühl endlich etwas tun zu können. Natürlich nichts mit großem Effekt, aber es sind ja oft auch kleine Gesten, die hoffentlich ankommen und Mut machen.
Dank der fraglichen Fake News gab es für mich diesen besonderen, wertvollen Moment unter dem Sternenhimmel von St. Heribert, den ich nicht missen möchte.
Bis zum nächsten gemeinsamen Glockenläuten, hier in unserer Kleinkirche.
Ich freue mich sehr darauf!
Tanja Zimmermann